Topsharing — Juhee oder oje?
Teaser:
Jobsharing erfreut sich wachsender Beliebtheit. Aber funktioniert das Konzept auch in Führungspositionen? Lohnt sich der zusätzliche Aufwand im Verhältnis zum Ertrag oder ist Topsharing ein Rohrkrepierer?
Dr. Irenka Krone-Germann, Werner Raschle und Alexander Beck vertreten in der Debatte ihren Standpunkt.
«Geteilte Führung hat viele Vorteile»
Der Arbeitsmarkt erlebt zurzeit die grösste Eruption, die es in der Neuzeit gegeben hat. Der sich seit Jahren abzeichnende Kompetenz- und Fachkräftemangel schlägt mit voller Wucht zu. Dies unter anderem auch, weil die Konjunktur gerade in der Schweiz, trotz Unwägbarkeiten, weiter brummt.
Great Resignation, also das durch die neue Erfahrung im Homeoffice gesammelte Bewusstsein, dass es noch andere Beweggründe gibt, bei einem Arbeitgeber zu verbleiben oder die Stelle zu wechseln, sind ergänzende Gründe, warum Angebot und Nachfrage nicht mehr funktionieren.
Doch was hat dies mit dem Thema «Topsharing» zu tun? Jede Menge, denn es ist ein Gebot der Stunde, dass sich Arbeitgeber im Kontext von New Work auch mit alternativen Arbeitsmodellen befassen, um gut ausgebildete Interessenten und Bewerber, gerade in Führungsfunktionen, anzusprechen. Im Fokus stehen jüngere Führungspersonen aus der Generation Y, also die Millennials. Mit dem sich zunehmend verändernden Führungsverständnis zeigt sich gerade diese Zielgruppe, welche die Kombination von Arbeit, Familie und Freizeit neu interpretiert, an Topsharing Angeboten, bei entsprechend attraktiven Rahmenbedingungen, interessiert.
Geteilte Führung hat viele Vorteile. Hier einige Merkmale, warum es sich lohnt, für ein solches Modell die Voraussetzungen im Unternehmen zu schaffen:
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann optimiert werden
- Stärkere Chancen für Frauen und Männer bezüglich ihrer beruflichen Karriere
- Ausgewogenere Work-Life-Balance und damit erhöhte Produktivität und Leistungsfähigkeit
- Steigerung der Diversität im Unternehmen – auch in Bezug auf das Führungsverständnis
- Attraktivität und Modernität der Arbeitgebermarke
Was braucht es, damit das Topsharing in der Praxis funktioniert? Klare Rahmenbedingungen sind elementar. So gilt es z.B. gemeinsame Präsenztage, eine eindeutige Zuordnung der Führungsverantwortung (fachlich wie disziplinarisch) und auch ein gemeinsames Führungsverständnis festzulegen. Wird dies durch eine systematische Kommunikation inkl. regelmässigen Austauschs und mit der Formulierung gemeinsamer Ziele ergänzt, steht einer erfolgreichen Pilotierung nichts mehr im Weg.